TooooR… Goooal – Eine der letzten Männerbastionen ist geknackt!

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Foto Noah Kappus

Wer wird neuer Trainer bei Eintracht Frankfurt? Noch ist der Frankfurter Traditionsverein auf der Suche nach dem richtigen Nachfolger für Armin Veh. Zahlreiche potenzielle Kandidatennamen sind dabei schon im Gespräch gewesen. Eine Frau gehörte allerdings bisher wohl nicht zum Favoritenkreis. Da sind die Franzosen eindeutig fortschrittlicher. Der dortige Zweitligaverein, Clermont Foot 63, hat die36-Jährige Portugiesin Helena Costa für die kommende Saison als Trainerin für seine Männermannschaft verpflichtet. Costa hat in ihrer Heimat unter anderem Jugendmannschaften von Benfica Lissabon sowie Frauenteams trainiert. Außerdem war sie als Scout für Celtic Glasgow tätig. Zuletzt coachte sie die Frauen-Nationalteams von Katar und Iran. Costas erklärtes Ziel ist es, den Club – derzeit Tabellenplatz-14. der Ligue 2 – erstmals in der Vereinsgeschichte ins Oberhaus zu führen.

Wenn es sich, was ich hoffen möchte, nicht nur um einen PR-Gag handelt, mit dem sich der französische Club, rechtzeitig vor der bald beginnenden Fußball-WM, medienwirksam in Szene setzen will, dann ist das eine wirklich mutige Entscheidung, und zwar sowohl auf Seiten des Clubs, als auch auf Seiten der Trainerin. Dabei sollen nicht etwa die Fähigkeiten der Trainerin angezweifelt werden. Spannend wird vielmehr sein, ob die Spieler und vor allem auch die Fans die Fähigkeit besitzen, die Anweisungen einer Frau in gleicher Weise zu akzeptieren, wie sie dies bei den Pep Guardiolas und Jürgen Klopps dieser Fußballwelt tun. In kaum einem anderen Profisportbereich, Basketball einmal ausgenommen, liegt sowohl bei den Sportlern selbst, also auch bei den Vereinsverantwortlichen und den Fans, die Deutungshoheit so eindeutig bei den Männern. Daran ändert, zumindest bislang, auch der stetig steigende Frauenanteil unter den allwochenendlichen Stadionbesuchern Nichts. Die weiblichen Fans dürfen gerne mitjohlen und mitsingen (und mitzahlen!). Beim Fachsimpeln am Rande oder gar während des Spiels ernten sie in der Regel nur ein mildes Lächeln von den eingefleischten Fußballkennern. Wenn sich der empörte Hinweis eines weiblichen Fans, wonach „Abseits“ gegeben war, als richtig herausstellt, sieht man den umstehenden Männern ihre Überraschung unmittelbar an. Woher sollte eine Frau denn die Abseitsregeln kennen? Immerhin haben die Männer sich über Jahrzehnte bemüht, sie eventuell interessiert nachfragenden Frauen derart kompliziert zu erklären, dass wir „Abseits“ tatsächlich für ein Mysterium hielten, „passives Abseits“ erst recht. Das ändert sich allerdings gerade. Die Fachkompetenz weiblicher Fans in Stadien nimmt stark zu, nicht in gleichem Masse allerdings die Wahrnehmung der Männer diesbezüglich. Wobei man zugeben muss, dass dies von den männlichen Fans nicht unbedingt diskriminierend gemeint sein muss, denn im Grunde hält sich auch bei den Männern nur jeder Einzelne für den wahren Experten. Spätestens während der WM wird die Fangemeinde wieder aus Millionen Bundestrainern bestehen. So lange es gut geht und die Spiele gewonnen werden, hätte Experten am Fernsehbildschirm dieselbe Aufstellung und Taktik gewählt wie Jogi Löw. Sobald ein Spiel verloren oder schon nur mit „Dusel“ gewonnen wird, hätte jeder Fan-Experte allerdings von vornherein die bessere Taktik parat gehabt.

Selbst bei männlichen Trainern hängt die Akzeptanz der Fans stets am seidenen Faden des Erfolgs. Das dürfte in Frankreich kaum anders sein als in Deutschland. Man wird gespannt sein dürfen, wie belastbar dieser seidene Faden gegenüber einer weiblichen Trainerin wie Helena Costa sein wird. Selbst im Erfolgsfall wird das Modell aber kaum so schnell Schule machen können. Dazu dürfte es bereits an einem ausreichenden Angebot qualifizierter Trainerinnen fehlen. Sogar im Frauenfußball überwiegen auch bei den Profimannschaften die männlichen Fußballlehrer.

Pia-Alexandra Kappus

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