Die Henne oder das Ei – was war zuerst da?
Eigentlich egal – jedenfalls für Ostern. Hauptsache, die Hennen legen genug Eier, damit wir an Ostern so viele Hefekränze, Osterlämmer und Torten backen können, wie wir wollen. Schön wäre es allerdings, wenn die Hennen dieses Jahr auch mal weiße statt braune Bio-Eier legen könnten, die färben sich nämlich meistens besser. Eigentlich hatte ich mich schon mit den aufgrund ihrer braunen Grundfarbe nur verhalten farbig leuchtenden Eiern im Osternest abgefunden, bis ich jetzt gelesen habe, dass gar nicht die Henne am braunen Bio-Ei schuld ist, sondern ich selbst durch mein Verbraucherverhalten. Der durchschnittliche Bio-Kunde nimmt nämlich die braune Eierfarbe als natürlicher und damit ökologisch einwandfreier wahr als blütenreines weiß. In der Tat schien es auch mir irgendwie immer „verdächtig“, dass so eine Henne, ohne chemische Zutaten, so ein sauberes weißes Ei produziert. Schmuddeliges braun scheint einem da doch irgendwie realistischer?
Und da wären wir doch wieder bei der Henne-und-Ei-Problematik, die sich durch viel mehr Bereiche unseres Lebens zieht, als wir eigentlich denken. Ist die Henne verantwortlich, dass wir zu Ostern jetzt nur noch braune Eier färben können, oder darf sich vielmehr die Henne über uns beschweren, weil sie neuerdings lauter braune Eier legen muss, damit wir ihr glauben, dass diese auch schön biologisch-dynamisch sind?
Wenn man es recht bedenkt, ist die Frage nach Henne und Ei, von Ostern einmal abgesehen, eine immer wieder kehrende Frage in allen unseren Lebensbereichen, also auch im Arbeitsleben: War der Stress zuerst da oder haben wir uns den Stress selbst gemacht? Ist das Arbeitsklima so angespannt oder hat sich unsere Anspannung schlecht auf das Arbeitsklima ausgewirkt. Sind wir Henne oder Ei? Oder immer auch beides?
Interessant wäre zu erfahren, ob den Hahn die Frage nach „Henne und Ei“ auch umtreibt. In seiner natürlichen Umgebung, dem Hühnerstall, interessiert ihn das vermutlich genauso wie wenn „in China ein Sack Reis platzt“, also herzlich wenig. Aber auch in deutschen Büro‘s stolziert ja so mancher Hahn durch die Chefetagen, der sich fragen könnte , ob erst das Arbeitsklima schlecht war und sich dadurch sein Führungsstil verschlechtert hat oder ob es nicht vielleicht doch anders herum gewesen ist.
Verstehen Sie mich nicht falsch, ich möchte keineswegs behaupten, dass ein weiblicher Führungsstil grundsätzlich besser sei als ein männlicher und schon gar nicht, dass das Arbeitsklima in der Umgebung von „Chefinnen“ immer gut sei – keineswegs. Zumindest aber stellen sich weibliche Führungskräfte nach meiner Erfahrung häufiger die „Henne-und-Ei“-Frage, wenn Probleme auftauchen und sorgen damit oftmals für einen hilfreichen Perspektivwechsel. Von einer solchen Änderung sollten wir uns auch nicht dadurch abhalten lassen, dass weder Henne noch Hahn selbst bestimmen können, ob ein braunes oder ein weißes Ei gelegt wird. Dies hängt allein an den Genen der Henne, der Experte kann es an den Kinnlappen der Henne erkennen.
Das Schöne an Ostern ist, dass es uns einen Neuanfang bietet. Anders als die Hühner, können wir letztlich die Eierfarbe selbst bestimmen und unser Leben, auch das tägliche Arbeitsleben dadurch farbig gestalten.
Wie sieht das in ihrem Arbeitsalltag aus, stellen Ihre Chefs sich ab und an die „Henne-und-Ei“-Frage? Schreiben Sie uns Ihre Erfahrungen, natürlich erst nachdem Sie schöne Ostern genossen und viele bunte Eier gesammelt haben.
Pia-Alexandra Kappus